In der Zwischenzeit lebe ich zwischen der Zeit
Gleich zu Beginn: es tut mir leid.
Es tut mir leid, dass auch ich mich jetzt äußere. Die Tage sind bereits so laut - voll mit Äußerungen. Und trotzdem, oder auch gerade deshalb - es ist genug, ich habe lange geschwiegen. Mut zum eigenen Standpunkt - während in der Zwischenzeit die Wellen der Angst, der Empörung, der Entzweiiung, der Beschuldigung, des Nichtverständnisses über mich hinwegrollen.
Was wäre wenn ...
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
heute wende ich mich als Ihr Bundeskanzler zur aktuellen Lage in Österreich zu Wort. Ich habe in den letzten Wochen einige Gespräche geführt, versucht zu reflektieren und zu hinterfragen. Ich habe die letzten zwei Jahre innerlich Revue passieren lassen und bin zu dem Schluß gekommen, dass ich mich heute bei Ihnen allen entschuldigen muss.
Wir haben Fehler begangen und das tut mir leid. Wir alle waren noch nie in der Situation, eine Pandemie managen zu müssen. Das soll keine Ausrede sein, sondern der Hinweis, dass auch für uns als Bundesregierung Vieles auf dem Spiel stand und steht. Und das soll auch ein Hinweis sein, dass wir persönlich als Menschen ebenso betroffen waren wie Sie alle. Es war eine Ausnahmesituation, ja, fast schon ein Ausnahmezustand.
Leider haben wir in den letzten Wochen und Monaten den Kontakt zu unseren Bürgerinnen und Bürgern vollkommen verloren. Wir haben uns seit Sommer 2020 in einer unangemessenen Kommunikationsschiene Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger gegenüber, verstrickt. Das tut mir persönlich leid, weil ich den Eindruck habe, dass wir punkto gegenseitiger Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe in einer Sackgasse gelandet sind.
Nun können wir natürlich lange nach den Schuldigen suchen, falls es diese gibt. Aus meiner Sicht müssen wir mit dem Beschuldigen aufhören und zu einem gemeinsamen Diskurs zur aktuellen Coronalage in Österreich kommen. Wir sollten uns in einen Austausch auf Augenhöhe begeben, wir sollten zuhören, um zu verstehen und nicht, um zu urteilen.
Liebe BürgerInnen und Bürger, wir als Regierung haben Fehler gemacht, aber wir werden aus diesen Fehlern lernen und ab sofort zu einer verantwortlichen Auseinandersetzung zum Thema Coronamaßnahmen mit Ihnen und allen Expertinnen und Experten persönlich treten. Wir schaffen das, aber nur gemeinsam.
So möchte ich Sie heute bitten, uns wieder Ihr Vertrauen zu schenken - wir haben aus unseren Fehlern gelernt und wir werden ab jetzt mit all unseren Bürgerinnen und Bürgern wertschätzend kommunizieren. Alle Fragen, die Sie bezüglich der Coronamaßnahmen an uns haben, werden ausführlich beantwortet. Den Gemeinden stellen wir Personalressourcen zur Verfügung, um für jene Bevölkerung, die wir wissentlich verunsichert haben, eine Kontaktstelle zu schaffen, wo sie ihre Ängste und Sorgen kommunizieren können und wo Ihnen von professioneller und persönlicher Seite Unterstützung zukommt. Wir möchten den Mensch die Verunsicherung, zu der wir maßgeblich mit unserer Kommunikation und unseren Maßnahmen beigetragen haben, nehmen und Ihnen Perspektiven aufzeigen, wie wir gemeinsam - von jung bis alt - aus dieser Krise gestärkt heraustreten.
Zum Abschluß möchte ich nochmals erwähnen, dass es mir persönlich wirklich leid tut, sollten wir als Bundesregierung Teile unserer Bevölkerung wissentlich diskriminiert haben. Dies war nicht unsere Absicht - trotzdem wird es so wahrgenommen und ist es auch geschehen. Lassen Sie uns nun gemeinsam Gräben zuschütten und Brücken bauen. Die Bezirks- und GemeindevertreterInnen werden sich an Sie wenden, sobald die Kontaktstellen zur Aufarbeitung all Ihrer Fragen, Ängste und Sorgen eröffnet sind.
Zum Thema Gesundheitsvorsorge und Aufklärung werden wir in den nächsten Monaten einiges an Geld in die Hände nehmen, um Sie - unsere BürgerInnen und Bürger - bestmöglichst gesundheitlich zu unterstützen und versorgen zu können. Alle Informationen dazu erhalten Sie direkt vor Ort bei Ihren persönlichen Ansprechpartnern zum Thema Gesundheit - Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin des Vertrauens, in Ihrer Apotheke oder im nächsten Gesundheitszentrum.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich als Ihr Bundeskanzler hoffe nun den Weg für ein neues Miteinander in schwierigen Zeiten geebnet zu haben!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!